Honigwerk Hildesheim

100 Jahre DiB Honigglas – Ein Symbol in der Krise: Warum ich vom Deutschen Imkerbund enttäuscht bin

In diesem Jahr feiert das grüne Honigglas des Deutschen Imkerbundes (DiB) sein 100-jähriges Jubiläum. Dieses Glas, das seit einem Jahrhundert für „Echten Deutschen Honig“ steht, war lange Zeit ein Qualitätsversprechen, auf das Verbraucher vertrauen konnten und wir Imker stolz waren. Doch während das Symbol gefeiert wird, sehe ich mich gezwungen, eine kritische Bilanz zu ziehen: Denn in einer Zeit, in der unser Honig durch organisierte Fälschungen bedroht wird, lässt der DiB seine rund 140.000 Mitglieder weitestgehend im Stich.

Verfälschung bedroht unsere Arbeit und unseren Ruf

Unabhängige Untersuchungen des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbundes (DBIB) und des Europäischen Berufsimkerbundes (EPBA) haben aufgedeckt, dass über 80 % der getesteten Honige aus Supermärkten nicht echt waren. Zuckersirupe, die mit konventionellen Methoden kaum nachweisbar sind, werden unter dem Deckmantel von „Honig“ verkauft. Das betrifft leider nicht nur Importe, sondern gefährdet den gesamten Markt, unsere Glaubwürdigkeit als Imker und die Existenz vieler Kolleginnen und Kollegen, die mit echter Handarbeit für echte Qualität stehen.

Der DiB: Symbolpolitik statt Schutz der Mitglieder

Als Mitglied frage ich mich, wo in dieser Situation der Rückhalt durch unseren Dachverband bleibt. Der DiB beteiligt sich zwar am EU-Projekt „HarmHoney“, das langfristig bessere Analysemethoden entwickeln soll, aber angesichts der Dringlichkeit reicht mir das nicht. Wir brauchen keine Studien in Brüssel, sondern Rückendeckung hier vor Ort! Statt sich klar und öffentlich an die Seite der betroffenen Imker zu stellen, bleibt der DiB auffällig still. Besonders enttäuschend finde ich, dass die vom DBIB gestartete Initiative „Honig retten“, die moderne DNA-Analysen fordert und konkrete Maßnahmen vorschlägt, vom DiB weder unterstützt noch ernsthaft kommuniziert wird.

100 Jahre grünes Glas – aber was ist es heute noch wert?

Das grüne DiB-Glas steht für viele Kunden für Reinheit und Qualität. Aber was passiert, wenn dieses Vertrauen schwindet – nicht wegen der Imker, sondern weil der Verband die Augen vor den Herausforderungen der Zeit verschließt? In Zeiten wie diesen müsste der DiB nicht nur stolz auf die Vergangenheit blicken, sondern Verantwortung für die Zukunft übernehmen. Doch statt einer klaren Positionierung gegen Honigverfälschung erleben wir ein Wegducken auf Kosten derer, die täglich mit ihren Bienen für ehrlichen Honig sorgen.

Mein Fazit: Klare Haltung statt nostalgischer Etiketten

Als Imker wünsche ich mir keinen nostalgischen Rückblick, sondern mutiges Voranschreiten. Ich will einen Verband, der nicht nur die Etiketten auf den Gläsern verteidigt, sondern generell die Menschen, die Honiggläser füllen. Der DiB hat eine Verantwortung gegenüber uns Imkern, gegenüber den Verbrauchern und gegenüber den Bienen. Und dieser Verantwortung wird er derzeit nicht vollumfänglich gerecht.

Ein Wort zum Honigwerk Hildesheim

Ein Blick auf das, was für die Hobbyimkerei möglich ist, zeigt unsere Arbeit im Honigwerk Hildesheim. Gemeinsam mit meinem Kollegen Thorben Bremer führen wir diese Imkerei mit dem Anspruch, ehrlichen, handwerklich erzeugten Honig zu produzieren – regional, qualitativ und transparent. Wir erleben beim Umgang mit unseren Kunden, wie wichtig Vertrauen ist und wie sehr es leidet, wenn im Handel gepanschte Ware als „Honig“ verkauft wird. Das Honigwerk steht für eine Imkerei mit Haltung. Und wir erwarten dasselbe Maß an Haltung auch von unserem Dachverband.

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